Transkulturalität

Inhaltsverzeichnis

Abstract
Einleitung
Neurodiversität – Eine Begriffserklärung
Neurodiversität und Schule
Jenseits der Defizitperspektive: Eine neurodiversitätsreflexive Musikpädagogik

  • Bewusstsein entwickeln
  • Barrieren erkennen und abbauen
  • Unterricht differenziert gestalten
  • An Ressourcen orientieren

Ausblick
Literatur

Definition

Transkulturalität beschreibt als Konzept die Beobachtung, dass sich in jeder Person, aber auch in jeder Personengruppe, vielfältige kulturelle Einflüsse und Bezüge vereinen. „Das Konzept der Transkulturalität basiert auf dem Ansatz, dass Kulturen schon immer miteinander verflochten und an sich dynamisch und fluide sind, und dass sie nicht fest an Territorien oder an homogene Gemeinschaften gebunden sind.“ (Menrath, 2018, S. 15).

Hintergrund

Ursprünglich geht der Begriff Transkulturalität bereits auf Fernando Ortiz Fernández zurück, der damit in den 1940er-Jahren die Potenziale eines europäisch-lateinamerikanischen Kulturaustausches beschrieb. Im deutschsprachigen Raum wurde das Konzept der Transkulturalität in den 1990er-Jahren durch Wolfgang Welsch eingeführt. Transkulturalität ist hierbei als kritische Weiterentwicklung des Konzeptes der Interkulturalität zu verstehen. Es wird kritisiert, dass durch die interkulturelle Betrachtungsweise eine pauschale Zuordnung zu Kulturen (vornehmlich Nationalkulturen) reproduziert und verfestigt wird. Die Prämisse, dass es für einen interkulturellen Austausch mehrerer essentieller Ausgangskulturen bedarf, wird als überholt angesehen. Als Gründe werden dafür Globalisierungsprozesse angeführt. Das beinhalte sowohl Verflechtungen zwischen den Kulturen von Personen und Gruppen als auch übergreifende Lebenserfahrungen/-determinanten (Welsch, 1994, S. 157; Schütz, 1998, S. 2).

Er verknüpft das Thema auch mit der Debatte um Kulturbegriffe und -definitionen.

Musikpädagogische Ausrichtung

Welsch zeigt 1994 auf, dass in Musik-Kontexten häufig noch eine Tendenz zur Essentialisierung aufzufinden ist, die sich mit der Idee von Ausgangskulturen deckt (S. 167). Von Schütz wurde 1998 eine Übertragung der Gedanken Welschs in die Musikpädagogik vorgenommen. So werden hier einige Beispiele für typische transkulturelle Musikerfahrungen aufgeführt, wie z. B. Die Zuwendung Rock, Jazz, Pop, etc. Es wird auch den Lehrkräften eine transkulturelle Musiksozialisation attestiert.

Ein Ziel im Sinne einer transkulturellen Betrachtung von Personen im Musikunterricht ist, dass deren individuelle kulturelle Bezüge Berücksichtigung finden, ohne eine Essentialisierung vorzunehmen. Grundlage bildet laut Schütz die Akzeptanz der transkulturellen Verfassung unserer Gesellschaft. Darauf aufbauend könnte „der Versuch der Anschlüsse an oder der Übergänge in andere kulturfremde (musikbezogene) Ausdrucksformen“ (Schütz, 1998, S. 4) gelingen. Ebenso wären laut Schütz erstrebenswerte Ziele „der Versuch der Entwicklung einer eigenen, von anderen unterschiedenen musikbezogenen Identitätsform, gleichzeitig der Anerkennung unterschiedlichster Identitätsformen bei anderen Menschen innerhalb unserer Gesellschaft“ (Schütz, 1998, S. 4).

Kritische Weiterentwicklung

Menrath verweist kritisch auf die Verknüpfung zwischen Transkulturalität und Intersektionalität sowie Machtkritik: „[…] eine Musikvermittlung aus der konzeptionellen Perspektive der Transkulturalität ist zwar auf der Suche nach mehrfachen kulturellen (individuellen) An-schlüssen, sie darf jedoch auch die sozialen, politischen wie kulturellen (strukturellen) Aus-schlüsse nicht übersehen.“ (Menrath, 2018, S. 12). Gemeint ist hier das intersektionale Verständnis, dass Personen trotz der Idealvorstellungen einer transkulturellen Musikunterrichts durch ihre gesellschaftliche Situiertheit mit z. B. Essentialisierung ihrer kulturellen Bezüge, Kulturalisierung ihrer Person oder einer überdauernden pauschalen Abwertung einiger kultureller Bezüge konfrontiert sind.

Hieran schließt auch das Konzept der Transdifferenz an, in dem die Aspekte, die sich einer binären Zuordnung entziehen, explizit beleuchtet werden, ohne die Differenz in sich abzulehnen.

Ein weiteres Problemfeld wird in der Überforderung durch einen transkulturellen Musikunterricht bei Lehrkräften aufgezeigt (Kautny, 2010).

Links & Literatur

Kautny, O. (2010). Populäre Musik als Herausforderung interkultureller Musikerziehung. Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik 10 (26-46). https://www.zfkm.org/10-kautny.pdf

Menrath, S. K. (2018). Transkulturelle Musikvermittlung im Kontext von Flucht und Asyl: zwischen Transformation und Selbstrepräsentation. Diskussion Musikpädagogik, 80, 12–18.

Schütz, V. (1998). Transkulturelle Musikerziehung. In: M. Claus-Bachmann (Hrsg.), Musik transkulturell erfahren. Anregungen für den schulischen Umgang mit Fremdkulturen (S. 1–6). Ulme-mini.

Welsch, W. (1994). Transkulturalität. Lebensformen nach der Auflösung der Kulturen. In K. Luger & R. Renger (Hrsg.), Dialog der Kulturen. Die multikulturelle Gesellschaft und die Medien (S. 147–169). Österreichischer Kunst- und Kulturverlag.

Welsch, W. (1999). Was ist Transkulturalität? Zeitschrift für Kulturaustausch, 45(1). S.??? https://westostakademie.de/was-ist-transkulturalitaet/